»When an actor puts on the right costume, they start to walk and move differently. That’s when I know we’ve found the character.«
— Tim Burton
PFAU – Bin ich echt?
Regie: Bernhard Wenger
Darsteller: Albrecht Schuck, Julia Franz Richter, Anton Nouri, Salma Weber Maria Hofstätter, Tilo Nest
Ein Mann, der viele ist und doch niemand – Pfau erzählt von Matthias, einem „Mietfreund“, der für andere verschiedene Rollen übernimmt, während seine eigene Identität im Nebel verschwindet. Er bewegt sich durch fremde Leben wie ein Schatten, erfüllt Erwartungen, ohne je selbst greifbar zu werden. In einer Welt, die Masken fordert, bleibt er ein leeres Zentrum, ein Wesen ohne Kern, verloren zwischen Sein und Schein. Der Film ist von bedrückender Klarheit, seine Gesellschaftskritik sanft und doch unerbittlich – eine Geschichte, in der das Ich langsam zerfällt.
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DAS KOSTÜM im Film “Pfau”, in dem Albrecht Schuch eine vielschichtige Figur verkörpert, wird die Unterstützung seiner Wandlung durch die Kleidung zu einem zentralen Element der Charakterentwicklung. Seine Rolle als gebuchter Sohn, Pilot, kunstaffiner Freund und Partner bei einer Wohnungsbesichtigung zeigt, wie Kleidung nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich einen tiefen Einfluss auf das Selbstverständnis und die Wahrnehmung des Charakters hat.
In Irgendwann werden wir uns alles erzählen entfaltet sich eine Geschichte von schmerzhafter Erinnerung und der zarten, doch quälenden Suche nach Wahrheit. Zwei Menschen, gefangen in den Verstrickungen ihrer eigenen Geschichte, versuchen, den Schleier über längst vergangene Ereignisse zu lüften – und finden sich in einem Netz aus Lügen und ungesagten Worten wieder. Der Film zeichnet mit einem fast klinischen Blick die Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen und die zerstörerische Macht der Geheimnisse, die in der Stille weiterwirken. In seiner Schlichtheit und der unerbittlichen Präzision der Erzählung berührt Irgendwann werden wir uns alles erzählen auf eine Weise, die sowohl befreiend als auch erschreckend ist, wie ein langer, unausgesprochener Schmerz.
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DAS KOSTÜM in Irgendwann werden wir uns alles erzählen spiegelt die inneren Konflikte und Lebensphasen der Hauptfiguren wider. Die junge Maria, deren zurückhaltendes Auftreten ihre Verbindung zu einer einfachen, entbehrungsreichen Welt unterstreicht, trägt die Leichtigkeit der Jugend und zugleich die Unklarheit einer ungewissen Zukunft. Henner, der ältere Mann, verkörpert mit seiner nüchternen Erscheinung die Last vergangener Enttäuschungen und eine distanzierte Haltung zur Welt. Der Kontrast zwischen ihrer Unschuld und seiner Erfahrung wird durch das Spiel von Schwere und Leichtigkeit in ihrem äußeren Bild sichtbar.
In Touched begegnet uns eine Welt, in der Berührungen mehr verraten als Worte, doch zugleich das Unaussprechliche offenbaren. Der Film beschreibt den schmerzhaften Tanz zwischen Nähe und Distanz, der die zerbrechlichen Grenzen zwischen Menschlichkeit und Entfremdung aufzeigt. Die Protagonistin sucht, was in der Welt verloren scheint: echten Kontakt, doch was sie findet, sind nur leere Gesten, die sie immer weiter entzweien. Mit kühler Präzision wird das verheerende Gefühl der Isolation in einer von Oberflächen geprägten Zeit eingefangen – ein Film, der mehr fragt, als er beantwortet, und den Zuschauer mit der stillen Erkenntnis zurücklässt, dass echte Nähe immer schwerer fassbar wird.
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DAS KOSTÜM in Touched ist ein kraftvolles Symbol für Selbstakzeptanz und die Befreiung von gesellschaftlichen Schönheitsidealen. Die Hauptfigur, eine füllige Frau in ihrem Beruf als Pflegerin, wird auf eine Weise dargestellt, die die enge Begrenzung traditioneller Schönheitsmaßstäbe sprengt. Inspiriert von den einfühlsamen Fotografien Jen Davis’ wird ihre Kleidung zu einem Werkzeug, das die Vielfalt menschlicher Körper würdigt und die gängigen Schönheitskonzepte hinterfragt. So wird das Kostüm zu einem Ausdruck der Botschaft, dass jeder Mensch das Recht hat, sich wertvoll und zu fühlen.
Echo
Regie: Mareike Wegener
Darsteller: Valery Tscheplanowa, Ursula Werner, Felix Römer, Oskar Kaymer
Alles ist da, und doch bleibt nichts greifbar – Echo ist ein Film über das, was zwischen den Worten liegt, über Spuren, die sich in der Zeit verlieren. Eine Kleinstadt, ein toter Junge, eine Wahrheit, die sich entzieht: Was als Kriminalfall beginnt, wird zur stillen Reflexion über Erinnerung, Schuld und das trügerische Wesen der Realität. Die Bilder sind kühl, die Atmosphäre von einer leisen Unruhe durchzogen, als wolle der Film selbst einer Antwort nachspüren, die nie ganz fassbar wird. So entfaltet sich eine Erzählung, die nicht nach Gewissheiten sucht, sondern nach den Zwischenräumen, in denen das Unsichtbare am lautesten spricht.
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DAS KOSTÜM in Echo verstärkt die beklemmende Atmosphäre der Entfremdung und Verunsicherung. Die Kleidung der Figuren ist schlicht, funktional und von unauffälliger Farbe, was ihre Anonymität und das Fehlen individueller Identität betont. Im scharfen Kontrast dazu steht die auffällige, luxuriöse Garderobe des Schlossherrn, die seine Macht und Distanz zur Welt der anderen betont. So unterstreicht das Kostüm die thematische Tiefe des Films, indem es den inneren Zustand der Charaktere in der äußeren Erscheinung spiegelt.
Wie schwer lastet das Unsichtbare, das Unausgesprochene auf einem Menschen! Exil ist das eindringliche Porträt eines Mannes, der sich zunehmend aus der Welt gedrängt fühlt – oder sich selbst aus ihr entfernt. Zwischen subtilem Rassismus und eigener Paranoia, zwischen Misstrauen und der Angst, nicht dazuzugehören, verliert sich die Grenze zwischen Realität und Einbildung. Mit beklemmender Präzision zeichnet dieser Film das Porträt einer schleichenden Entfremdung, die keinen lauten Ausbruch braucht – nur das stetige Gift eines Lebens, das an der eigenen Wahrnehmung zu zerbrechen droht.
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DAS KOSTÜM in Exil unterstreicht die zunehmende Entfremdung des Protagonisten auf subtile Weise. Seine Kleidung wirkt funktional, unauffällig, beinahe uniformhaft – als wollte er in seiner Umgebung aufgehen und dennoch bleibt er fremd. Während sich sein Gefühl der Isolation verstärkt, erscheinen die Farben und Stoffe zunehmend schwerer, bedrückender, als trüge er die Last seiner eigenen Unsicherheit auf der Haut. So wird das Kostüm zum stummen Begleiter eines Mannes, der sich selbst immer weniger erkennt.
Was bleibt, wenn Bewegung keinen Sinn mehr ergibt? Stillstehen stellt diese Frage mit einer Radikalität, die leise beginnt und tief nachhallt. Zwei Frauen, gefangen zwischen Anpassung und Aufbegehren, suchen nach einem Ausweg aus den starren Strukturen der Gesellschaft – die eine durch anarchisches Chaos, die andere durch akribische Kontrolle. Mit feiner Ironie und melancholischer Klarheit entfaltet sich ein Film, der uns mit der verstörenden Erkenntnis zurücklässt: Vielleicht ist Stillstand die letzte Form des Widerstands. Und vielleicht ist genau darin die einzige Möglichkeit, dem Leben für einen Moment zu entkommen.
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DAS KOSTÜM in Stillstehen ist ein subtiler Spiegel der inneren Welten der Protagonistinnen. Julies unkonventionelle, oft nachlässig gewählte Kleidung verkörpert ihre Auflehnung gegen gesellschaftliche Zwänge, während Agnes’ schlichte, akkurate Outfits ihren Versuch zeigen, Kontrolle und Struktur zu bewahren. Die Kontraste in Farben, Stoffen und Schnitten verstärken den Grundkonflikt zwischen Chaos und Ordnung, Freiheit und Anpassung. So wird das Kostüm zu einem stillen Erzähler eines Films, der von der Suche nach einem Ausweg aus einer Welt handelt.
Toni Erdmann
Regie: Maren Ade Darsteller: Sandra Hüller, Peter Simonischek, Michael Wittenborn, Trystan Pütter, Vlad Ivanov
Es gibt Filme, die amüsieren, andere, die verstören, und wieder andere, die sich, scheinbar unaufdringlich, tief in das Gemüt des Betrachters eingraben. Toni Erdmann ist ein solches Werk – eine Tragikomödie von seltener Kraft, in der das Absurde und das Erschütternde unentwirrbar miteinander verwoben sind. Toni Erdmann ist ein Film über das Verlorengehen und das Wiederfinden, über die Masken, die wir tragen, und die Liebe, die, wenn auch unbeholfen, doch immer wieder einen Weg sucht. Ein Werk von leiser Verzweiflung und tiefem Mitgefühl – ein Spiegel unserer Zeit, der nicht trügt.
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DAS KOSTÜM in Toni Erdmann ist ebenso unaufdringlich wie bedeutungsvoll – eine stille, aber präzise Spiegelung der Figuren. Ines’ schlichte, strenge Businesskleidung unterstreicht ihre Entfremdung und Selbstdisziplin, während das groteske Toni-Erdmann-Kostüm mit zotteligem Fell und schiefem Gebiss als surreale Karikatur eines entfesselten Ichs erscheint. Diese Gegenüberstellung verstärkt den Kontrast zwischen der glatten, normierten Welt der Leistungsgesellschaft und der anarchischen Sehnsucht nach echtem Menschsein. Das Kostüm ist somit mehr als bloße Verkleidung – es ist ein Symbol für den Zusammenprall zweier Lebensentwürfe.
Manchmal ist es die unscheinbarste Grenze, die unüberwindbar erscheint – jene zwischen Freiheit und einem Leben, das andere bestimmen. Dora erzählt mit Klarheit von einer jungen Frau, deren Wünsche hinter der Fürsorge einer Gesellschaft verblassen, die zu wissen glaubt, was das Beste für sie ist. Doch in jeder stillen Rebellion leuchtet die Sehnsucht nach Selbstbestimmung auf, und mit ihr die Frage: Wer entscheidet, was ein erfülltes Leben ist? Ein Film von erschütternder Intensität, der mit feiner Melancholie die Mechanismen einer Welt entlarvt, die Freiheit nur jenen zugesteht, die in ihre Normen passen.
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DAS KOSTÜM in Dora ist weit mehr als bloße Hülle – es wird zum sichtbaren Ausdruck eines Kampfes um Selbstbestimmung. Anfangs in schlichte, kindlich wirkende Stoffe gehüllt, spiegelt es die Fremdbestimmung durch ihre Umwelt wider. Mit jedem Schritt in Richtung Unabhängigkeit verändern sich die Farben, Schnitte und Materialien, als würde sie sich Schicht für Schicht von den Erwartungen anderer befreien. So erzählt das Kostüm leise, aber eindringlich die Geschichte einer Frau, die ihre eigene Identität erst noch finden muss.
Wie dünn, wie erschreckend fragil ist doch das Gewebe, das zwei Menschen aneinanderbindet! Alle Anderen seziert mit beinahe schmerzhafter Präzision die feinen Risse, die sich in eine Liebe einschleichen, die sich selbst nicht mehr gewiss ist. Gitti und Chris schwanken zwischen Zärtlichkeit und Distanz, zwischen Begehren und Abstoßung, bis aus kleinen Gesten tiefe Verletzungen werden, aus harmlosen Worten unausgesprochene Abgründe. Mit unerbittlicher Klarheit und feiner Melancholie erzählt dieser Film von jener quälenden Erkenntnis, dass Nähe oft nur der Beginn einer unvermeidlichen Entfremdung ist.
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DAS KOSTÜM in Alle Anderen wirkt zufällig, beiläufig, fast improvisiert – und ist gerade deshalb so präzise. Gittis verspielte, bunte Kleidung strahlt eine kindliche Unbekümmertheit aus, während Chris in gedeckten, unauffälligen Tönen verschwindet, als wolle er sich selbst nicht zu viel Raum nehmen. In jedem Faltenwurf, jeder Materialwahl steckt ein unbewusstes Bekenntnis zur eigenen Unsicherheit, zum Versuch, eine Haltung zu finden, die vielleicht gar nicht existiert.